Freitag, 6. Dezember 2013

Wie man vom Camper zum Campingplatzbetreiber wird


Das Internet ist ja oft recht oberflächlich und anonym und dennoch gibt es dann doch positive Erlebnisse und ein kurzes Gespräch, ein ´Chat oder die Beteiligung an einer Diskussion beschert einem das Glück tatsächlich auch interessante Menschen kennenzulernen. So ist es mir in einer Facebook Gruppe ergangen und ich habe dort Sandra Plato und Andre Otto getroffen. Beide dem Camping verfallen und von der Idee beseelt, einen Campingplatz betreiben zu wollen. Hatten die einfach einen Knall, oder doch einfach nur eine geniale Idee, ich war hin- und hergerissen. Eine für mich faszinierende Geschichte, die ich hier gern vorstelle. Die beiden haben keinen neuen Beruf gesucht, sondern sind einer Idee und Berufung gefolgt. Aber lesen Sie selbst wie alles begann…

Unser Traum von einem Leben auf dem Campingplatz

Ein harter Weg zur Wunscherfüllung…
Ich glaube, die Freundschaftsbücher, die ich als Erzieherin oft für die Kinder ausfüllte, waren Schuld  „Was wünscht du mir? Was wünscht du dir? Was gefällt dir besonders gut? Was gar nicht… Oh, darauf ließ sich vieles antworten: reisen, fotografieren, draußen sein, Freunde treffen und, und, und…


Im Sommer 2011 erfüllten wir uns einen dieser Wünsche: eine Reise mit dem Wohnwagen durch Griechenland! Doch leider war unsere Fahrt schon nach 1½ Stunden vorläufig beendet: In Kassel verweigerte unser Auto die Weiterfahrt! Auf dem noch eilig angefahrenen Rastplatz stand vor uns ein LKW der Spedition „Schade“! Sehr bezeichnend in dieser Situation… 











Es folgten 4 Tage Zwangspause auf einem nahe gelegenen Campingplatz. Während dieser Zeit wurde unser Auto repariert und schmolz unser Urlaubsgeld dahin. Die Fähre setzte von Italien ohne uns nach Griechenland über und unsere Urlaubszeit reduzierte sich auf 2 ½ Wochen!
Erst als wir im Urlaub zur Ruhe kamen, wurde uns rückblickend bewusst, dass es trotz der Umstände 4 harmonische Tage waren, an denen wir gemeinsam die Konzeption des Campingplatzes, auf dem wir notgedrungen „stranden“ mussten, überarbeitet hatten!

Sommer, Sonne, Strand und Meer und schon glaubt man, sei das Aussteigen gar nicht mehr so schwer…

Zurück in Deutschland surften wir erholt und motiviert im Netz nach Campingplätzen: zu teuer, zu alt, zu groß, zu klein, zu weit weg… und überhaupt, worauf muss man eigentlich wirklich achten?
Schon 2 Monate später meldeten wir uns auf eine Anzeige: Campingplatz, 10 ha, am See in Sachsen-Anhalt, aus Altersgründen zu verkaufen.


http://www.lausiger-teiche.de/

 
Was wäre das wohl für ein Gefühl, sich als potentieller Käufer auf einem Campingplatz anzumelden? Vom Urlauber zum Unternehmer – das erforderte souveränes Auftreten! Um uns zu schulen, besuchten wir noch im Dezember`11 die Camping-Akademie Stralsund zu Fortbildungstagen in Rostock. www.camping-akademie.eu
Ab Januar 2012 folgten mehrere Fortbildungseinheiten über das Gründerhaus Osnabrück: Businessplan schreiben, Analyse des Gästeverhaltens, Liquiditätsplan – äh, was ist das? www.gruenderhaus-os.de
Im Februar fand der 1. Internationale Camping-Kongress in Essen statt http://www.campingcongress.de/

– wie meldet man sich an, wenn man gar nicht in dieser Branche arbeitet?

An vielen folgenden Wochenenden schauten wir uns deutschlandweit verschiedenste Campingplätze an. Sollten wir lieber pachten, kaufen oder als Angestellte einen Platz leiten? Immer wieder verglichen wir die gesehenen Plätze mit unserem ersten, dem „Campingpark Am Großen Lausiger Teich“.
 
 



www.lausiger-teiche.de
Schließlich nahmen wir unseren ganzen Mut zusammen und stellten unseren selbst geschriebenen Businessplan dem „Egopilotenprojekt Sachsen-Anhalt“ in Lutherstadt Wittenberg vor www.sachsen-anhalt.de – ähnlich dem „Gründerhaus in Osnabrück“… „Ja, ja, die Idee ist nicht schlecht, aber eigentlich ist das Vorhaben zu groß… Hier werden nur kleinere Unternehmen gecoacht. Ihre Zahlen sind noch sehr laienhaft. Wie sieht es aus mit dem Investitionsplan, der Finanzierung und dem Kreditvolumen?“ – Tja, das wussten wir auch nicht…

Mit freundlicher Empfehlung ging es weiter zum „Institut zur Mittelstandsförderung“, in Wittenberg gleich ums Eck.

http://www.imf-wittenberg.de/

Für uns tat sich ein Kooperationsweg von 400 km auf… Aber es musste ein fachlicher Businessplan her, der ansässige Banken und die Investitionsbank zwecks eines KfW-Kredits überzeugt.

Im Herbst 2012 hatten wir mit Hilfe des Gründercoachings ein ausgearbeitetes Unternehmenskonzept, das anschließend immerhin 2 Banken überzeugt hatte. Es wurde uns eine mögliche Kredithöhe in Aussicht gestellt, mit der wir nun rechnen konnten.
Neben unseren beiden 40-Stunden-Festanstellungen blieb nicht mehr viel Zeit für unsere Familie. Unsere drei erwachsene Kinder stöhnten nicht nur einmal, dass sie dieses Thema bald nicht mehr hören könnten… - wahrscheinlich zu Recht ;-)
Ende 2012 folgte wieder ein Besuch der Camping-Akademie, diesmal in Stralsund.

Im Januar und im Februar 2013 besuchten wir die Caravan-Messen Stuttgart und Hannover und die CEBIT. Weitere Infos mussten schließlich her…
Im März 2013, also 1 ½ Jahre nach Beginn unseres Projekts, waren wir uns endlich alle einig: Sparkasse, Verkäufer und wir.

Erste Werbemaßnahmen wurden nun eingeleitet, der Umzug geplant…

Hinzu kamen Termine mit dem Steuerberater, es musste ein GbR-Vertrag bei einem Notar geschlossen, Punkte für den Kaufvertrag erarbeitet werden und ganz nebenbei wollten wir ja auch noch den Pächter des zum Campingplatz gehörenden Restaurants kennen lernen.
 





 
www.bad-schmiedeberger-hof.de/Teichhaus.html
Pfingst- Sonntag 2013 fuhren wir, aus dem Spreewald kommend Richtung Wittenberg. Und was sollen wir sagen: Hier standen ganz viele „Schade“-LKW! Hier ist nämlich der Sitz dieser Spedition – in unmittelbarer Nähe unseres Campingplatzes! Wenn wir das damals vor Griechenland auch nur geahnt hätten…

Auch das Netzwerk vor Ort wollte aufgebaut werden: Wir nahmen insgesamt an drei Informationsreisen für Mitglieder der „Tourismus Region Anhalt-Dessau-Wittenberg“ teil www.anhalt-dessau-wittenberg.de – auch als wir noch keine Mitglieder waren! 

Wir besuchten die „Elberadweg-Konferenz“ in Magdeburg und stellten uns bei dem „Naturpark Dübener Heide Verein“ www.naturpark-duebener-heide.com , bei der Stadt Bad Schmiedeberg sowie wie dem Moor-, Mineral- und Kneipp-Heilbad Bad Schmiedeberg GmbH www.heilbad-bad-schmiedeberg.de als neue Kooperationspartner vor.

Mit „Little John Bikes“ www.littlejohnbikes.de gehen wir einen besonderen Vertrag ein, denn wir werden ab April 2014 E-Bike-Verleih-Station sein – schließlich liegen wir direkt am Elberadweg! www.elberadweg.de
Unseren Sommerurlaub in 2013 verbrachten wir als Urlaubscamper auf „unserem“ Campingplatz





und am 2. August konnten wir endlich den Kaufvertrag unterschreiben! Vom Notar kommend fuhren die Gefühle Achterbahn: Direkt vor uns fuhr ein „Schade“-LKW! – Es war wie ein Zeichen, dass wir angekommen sind und uns richtig entschieden hatten!

Wieder Zuhause feierten wir diesen Meilenstein mit Freunden, Nachbarn und Familie mit einer ersten kleinen Präsentation. Weitere erste offizielle Präsentationen folgten auf Hausmessen, dem Stadtfest in Dessau, auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf, auf dem Brandenburgischen Reisemarkt in Berlin, gefolgt von der TC International in Leipzig und von Facebook …



 
In der Zwischenzeit – wie, wir hatten dazwischen Zeit ??, haben wir die Informationen über unseren Campingplatz in sämtlichen Campingführern überarbeitet, schließlich war der allgemeine Redaktionsschluss im Oktober! Wir haben auf dem Campingplatz ein 60 m² großes Partyzelt aufgebaut, dass uns zunächst noch als Lagerzelt diente, unsere Homepage überarbeitet und an unserer ersten Mitglieder-Versammlung des VCS-A in Magdeburg teil genommen.

Im Oktober dieses Jahres hat die große Verabschiedung der vorherigen Besitzer und die offizielle Übergabe stattgefunden. Ab Januar 2014 wird unser Campingplatz ganzjährig geöffnet sein. Schon jetzt laden wir zu unseren Eröffnungsangeboten und Veranstaltungen im Juni 2014 ein!

Ein Traum nimmt Gestalt an! Wir freuen uns auf Euch!

Sandra Plato und  André Otto


 
Eine wirklich schöne und fesselnde Geschichte! Wer mit so viel Herzblut eine Vision verfolgt, der kann nur Erfolg haben! Also, besucht die beiden und überzeugt Euch davon, dass man als Camper mit Seitenwechsel, die Dinge einfach besser machen kann!
Ich freue mich auf eine Fortsetzung “Rückblick auf das erste Jahr” und wünsche den beiden beste Gesundheit, viel Kraft, viele nette Kunden und den Erfolg, den die beiden wirklich verdienen!
Ein Campingplatz von Campern für Camper…
www.lausiger-teiche.de
 
Robert Gabriel
 


Die Bilder und der Gastbeitrag wurde bereitgestellt von  Grundstücksverwaltungsgesellschaft Plato + Otto, GbR Lausiger-Teich-Str.1 06905 Bad Schmiedeberg